Über Dagesh

Jüdisches Leben im Deutschland der Gegenwart ist vielfältig. Diese Vielfalt ist auch an der Kunstproduktion junger Jüdinnen und Juden abzulesen. Dagesh* macht dies sichtbar, ohne notwendigerweise von einer harmonischen jüdischen Pluralität auszugehen. Es geht um die gestalterische Erprobung und Inszenierung von etwas Neuem.

Dagesh ist ein DialoguePerspectives Programm, das Bildungsangebot Dagesh on Tour wird durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ermöglicht. Dagesh bewegt sich an der Schnittstelle zwischen kultureller und politischer Bildungsarbeit. Als Plattform und Netzwerk unterstützt Dagesh junge jüdische Künstler*innen und gibt Stimmen und Ausdrucksformen zur Neudefinition eines gegenwärtigen und zukunftsgewandten jüdischen Selbstverständnisses und -bewusstseins in Deutschland einen Raum. Ziel ist es, anhand künstlerischer Arbeiten und Auseinandersetzungen unterschiedlicher jüdischer Perspektiven und Positionen auf unsere Gesellschaft die Lücke zur Gegenwart jüdischen Lebens zu schließen.

Im Juni 2020 ist ein Zweig der kulturellen Bildung zu Dagesh hinzugekommen. Dieser setzt auf die personale Vermittlung von Kunst als gesellschaftswirkende Praxis.

Wo stehen wir heute?

Mit Blick auf das (Spannungs-)Verhältnis mit der deutschen nicht-jüdischen Gesellschaft sowie der langen Geschichte von Antisemitismus und Rassismus in Deutschland, die sich fortwährend durch alle Teile unserer Gegenwart zieht, ist jüdische Pluralität Anlass für Reibung und Konflikt.

Die Themen sind vielfältig: Migrationserfahrungen und Migrationsgeschichten, Fragen nach Zugehörigkeit und Identität(en), Minderheitenpositionen und Intersektionalitätsdynamiken, Auseinandersetzungen mit Familie, Religion, Geschichte, Politik, Sexualität und Geschlecht, Ausgrenzung und Gewalt.

Obwohl heute weit über 200.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland leben, werden sie von der Gesamtgesellschaft immer wieder als „Fremde“ wahrgenommen, die außerhalb der deutschen und europäischen Gesellschaft stehen und nicht zum deutschen „Wir“ gehören. Kunst und emanzipatorische Kunstvermittlung bieten uns die Chance, innerjüdisch über jüdisches Leben in Deutschland zu reflektieren und jüdisches Leben in die Gesellschaft zu vermitteln, um klischeehafte Fremdzuschreibungen und Erwartungen herauszufordern.

 

*Das Dagesh ist ein Punkt, ein kleines Quadrat im Zentrum von Buchstaben des hebräischen und jiddischen Alphabets. Es trägt in sich keine Bedeutung, kann jedoch die Bedeutung der Worte verändern, indem es Betonungen verschärft. Auch das will Kunst: Akzente setzen und Inhalte verschieben.

Team

Das Kuratorium

Prof. Dr. Arnold Dreyblatt, Bildende Kunst

Prof. Dr. Anat Feinberg, Literatur

Tobias Herzberg, Theaterregie

Cilly Kugelmann, Kuratorin

Sarah Nemtsov, Musik, Komposition

Partner*innen