Looking Back – Thinking Ahead zeigt neue Positionen jüdischer Künstler*innen, die heute überwiegend in Deutschland leben, biographisch jedoch unterschiedliche Herkünfte haben. Die Kunstwerke werden zum überwiegenden Teil explizit für diese von Daniel Laufer und Stephan Koal kuratierte Ausstellung geschaffen.
Looking Back ist zum einen gemeint als Blick zurück zu zentralen Momenten der deutsch-jüdischen Kulturgeschichte, die in neuen künstlerischen Inszenierungen aufgegriffen werden. Zum anderen ist – analog zum Writing Back in der postkolonialen und feministischen Theorie – ein bewusster Perspektivwechsel intendiert: Juden und Jüdinnen sind hier nicht die Anderen, sondern Agent*innen eines eigenen Blicks. Darüber hinaus kann Looking Back explizit biographische Bezüge bergen: Der künstlerisch inspirierte Blick zurück in Herkunftskontexte, die beispielsweise im Zuge von Migration verlassen wurden, verändert diese Kontexte ebenso wie diese die Wahrnehmung der Gegenwart beeinflussen. Der Blick zurück in eigene Familien- oder Kindheitskonstellationen ermöglicht zudem einen subversiven Umgang mit Geschlechter- und kulturellen Normen. Thinking Ahead ist primär ästhetisch gemeint und birgt gerade darin eine politische Dimension: Die Kunstwerke realisieren in ihrer innovativen Ästhetik unerwartete Perspektivwechsel, Bedeutungsoffenheit und kulturellen, religiösen wie gesellschaftlichen Pluralismus.
An Looking Back – Thinking Ahead beteiligt sind insbesondere vielversprechende junge jüdische Künstler*innen. Ergänzt werden deren Exponate durch Werke jüdischer Künstler*innen einer älteren Generation, woraus sich ein spannungsreicher Kunstdialog ergibt. Was passiert – ästhetisch, politisch – wenn Akkulturation auf Desintegration treffen, Weißensee auf Bezalel, postsowjetische auf israelische Künstler*innen?
Fotos (die ersten 8): Courtesy Freiraum in der Box / Berlin und Foto: Roman März