Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext setzt das Art Retreat Programm in Buchen fort. In Zusammenarbeit mit der Bücherei des Judentums (BdJ)kann sich ein*e Künstler*in im Zeitraum vom 06. bis zum 23. Oktober oder vom 03. bis zum 23. November zwei Wochen lang in ruhiger Atmosphäre konzentriert ihrem*seinem Projekt widmen. Das Art Retreat steht ausschließlich Künstler*innen des Dagesh-Netzwerkes offen.
Das Programm beinhaltet:
Die Bücherei steht für Projekte des*r Künstler*in uneingeschränkt zur Verfügung. Soweit dafür benötigte Bücher nicht im Bestand vorhanden sind, können diese nach vorheriger Absprache bestellt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich vor Ort mit lokalen Akteuer*innen zu vernetzen. Der Aufenthalt kann nur im oben angegeben Zeitraum erfolgen.
Voraussetzungen:
Für Ihre Bewerbung laden Sie bitte die folgenden Unterlagen als Datei im PDF-Format hoch (in deutscher oder englischer Sprache, max. 20MB).
Das PDF muss enthalten
Die Bewerber*innenauswahl trifft das Kuratorium bestehend aus Rebekka Denz (BdJ), Tilmann Gempp-Friedrich (BdJ), Dr. Georg Kormann (BdJ), Daniel Laufer (Dagesh) und Zsófia Bihari (Dagesh).
Weitere Informationen:
http://www.buecherei-des-judentums.de/
https://dagesh.de/art-retreat-in-the-jewish-library-of-buchen-liad-shadmi/
Foto: Liad Shadmi
Ausschreibung:
wir freuen uns, unsere Netzwerkmitglieder zu der neu konzipierten Ausstellungsreihe einzuladen, die sich am jüdischen Kalender orientiert. Im Jahr der Kulturhauptstadt Chemnitz starten wir mit der ersten Edition: Dagesh-Studio on the Road #SukkotEdition 2025.
Im Oktober 2025 werden wir die Sukka im Stadtpark bespielen – eine fragile, temporäre und schützende Struktur, die einen Raum schafft, in dem Tradition und zeitgenössische Kunst aufeinandertreffen. Diese Ausstellung erfolgt in Zusammenarbeit mit Tage der jüdischen Kultur e.V. Chemnitz.
Eure Beiträge – fertige Arbeiten, Flachware, Kleinskulpturen oder Sound-/Videoarbeiten – sollen den Dialog zwischen Tradition und moderner künstlerischer Praxis widerspiegeln und die Themen Fragilität, Vergänglichkeit und Verbundenheit thematisieren. Solltet ihr passende Performances, Essays oder Gedichte haben, die zum Thema passen, sendet diese bitte ebenfalls ein, damit wir sie im Rahmen des Begleitprogramms präsentieren können.
Bitte sendet uns:
Für die ausgewählten Künstler*innen ist ein Honorar vorgesehen. Die Kosten für Reise und Unterkunft in Chemnitz übernimmt Dagesh. Produktionskosten können leider nicht erstattet werden.
Bewerbungsfrist: 15. Mai 2025
Einreichung per E-Mail an: bewerbung@dagesh.de mit Betreff „Chemnitz 2025“
Bei Fragen zur Ausschreibung steht Daniel Laufer gerne unter laufer@dagesh.de zur Verfügung.
Wir freuen uns auf eure inspirierenden Ideen und darauf, diesen besonderen Raum gemeinsam zu gestalten!
Ausschreibung: Einzelausstellung bzw. Gruppenausstellung (max. 3 Künstler*innen) im Max Samuel Haus, Rostock
Das Max Samuel Haus in Rostock lädt in Zusammenarbeit mit Dagesh Künstler*innen aus dem Netzwerk ein, ihre recherchebasierten Arbeiten im Rahmen einer Ausstellung zu präsentieren. Die Arbeiten sollen sich thematisch mit der jüdischen Stadtgeschichte Rostocks auseinandersetzen. Als Inspirationsquelle dient die beigefügte Orten jüdischer Geschichte in Rostock mit ausgewählten jüdischen Orten in Rostock.
📎 Orten jüdischer Geschichte in Rostock
Ausstellungszeitraum:
Förderrahmen:
Rauminformation:
Ausschreibungsmodalitäten:
Bewerbungsunterlagen:
Bewerbungsfrist: 15. Mai 2025
Einreichung per E-Mail an: bewerbung@dagesh.de Betreff „Rostock 2025“
Bei Fragen zur Ausstellung steht Daniel Laufer gerne unter laufer@dagesh.de zur Verfügung.
Wir freuen uns auf innovative Konzepte und spannende Projekte, die die faszinierende jüdische Stadtgeschichte Rostocks in einem kreativen Licht neu interpretieren.
Die ersten Qualifizierungstage für Dagesh on Tour-Künstler*innen und -Bildungsreferent*innen des Jahres 2025 fanden vom 5. bis 7. März in Berlin und Eberswalde statt. Der Fokus lag bei dieser Qualifizierung auf dem Einfluss aktueller politischer Entwicklungen – vor allem im ländlichen Raum – auf Workshopsituationen und kultureller Bildungsarbeit. Am ersten Tag hielt das mobile Beratungsteam Angermünde, Barnim/Uckermark einen Input und Workshop über rechtsextreme Strukturen in Brandenburg, best practice-Beispiele zivilgesellschaftlicher Organisationen und erläuterte den „Kulturbegriff“ im rechten Milieu. Am Nachmittag hatten die Teilnehmer*innen noch Zeit für eine angeleitete kollegiale Fallberatung.
Der zweite Tag der Qualifizierung fand in Eberswalde statt und startete mit einer Führung durch die Sonderausstellung „Ellen Auerbach und Lea Grundig – Zwei Künstlerinnen in Palästina mit Kunstwerken von Atalya Laufer“ des Museums Eberswalde. Anschließend beschäftigten sich die Teilnehmenden ausführlich mit den dort ausgestellten Werken der Dagesh Künstlerin Atalya Laufer und erhielten Einblicke in das Workshopkonzept zur Ausstellung, das mehrfach schon im Rahmen von Dagesh on Tour erfolgreich durchgeführt wurde.
Am dritten Tag der Qualifizierung schulte Marina Chernivsky von OFEK e.V. die Teilnehmenden ausführlich zum eigens erarbeiteten Dagesh on Tour-Schutzkonzept. „Wie immer eine tolle Gruppenatmosphäre und ein Gefühl der Sicherheit“ lobte eine der Teilnehmer*innen diesen Part der Qualifizierung.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für die erfolgreichen Tage, die verschiedenen Einblicke, die aktive Teilnahme und den stärkenden Austausch untereinander.
Fotos von Dagesh, Kunstwerke von Atalya Laufer
Öffentliche Ausschreibung vom Kulturbüro Gronau GmbH in Zusammenarbeit mit Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext
Hintergrund
Die ehemalige Synagoge im Gronauer Stadtteil Epe soll zu einem interkulturellen Treffpunkt für Kunst, Kultur und Begegnung im ländlichen Raum transformiert werden. Das historische Gebäude wird unter Auflagen des Denkmalschutzes behutsam saniert und größtenteils in den Zustand vor dem 9. November 1938 versetzt.
Besondere Merkmale der Sanierung sind:
Ziel des Kunstwettbewerbs
Die Gestaltung eines Kunstwerks, das in die ebenfalls zu gestaltenden Außenanlagen eingebettet ist, soll den historischen Charakter und die Symbolik des Ortes aufgreifen und zugleich die Vision eines zukunftsorientierten, interkulturellen Treffpunkts widerspiegeln. Im Rahmen eines offenen Wettbewerbs sollen Künstler*innen aus der jüdischen Community dazu eingeladen werden, diese Herausforderungen kreativ zu interpretieren.
Anforderungen an die Außenanlagen
Einzureichende Unterlagen
Anforderungen an das Kunstwerk
Ort:
Vor dem Haupteingang: Der gepflasterte Platz muss erhalten bleiben und weiterhin große Besuchergruppen aufnehmen können. Eine diebstahlsichere und bodenschonende Verankerung ist notwendig, da der Platz unterkellert ist. Hinterer Außenbereich: Das Objekt muss standfest sein, aber nur leicht verankert werden (Versickerungsfläche).
Material und Gestaltung:
Es gibt keine Vorgaben für das Material. Das Kunstwerk soll wartungsarm sein; Video-, Audio- oder Lichtinstallationen sind ausgeschlossen.
Integration:
Das Kunstwerk soll die Umgebung ergänzen und den Charakter des Denkmals respektieren
Ein möglicher Standort ist auch die Bushaltestelle am Kardinal-von-Galen-Ring, die gestalterisch in das Gesamtkonzept einbezogen werden kann.
Die Herstellungskosten für das gesamte Ensemble sollen 150.000 Euro nicht überschreiten.
Verfahren
Künstler*innen aus der jüdischen Community sind eingeladen, ihre Herangehensweise und Ideen für das Kunstwerk am Haus Lebenstein einzureichen. Eine Jury wählt drei Teilnehmende für die Vertiefungsphase aus.
Die drei ausgewählten Künstler*innen erhalten eine Aufwandsentschädigung von 3.000 € für die detaillierte Ausarbeitung ihrer Entwürfe, Die ausgearbeiteten Konzepte und Entwürfe werden in einer öffentlichen Ausstellung präsentiert. Die Jury empfiehlt einen Gewinnerentwurf zur Umsetzung.
Der Gewinnerentwurf erhält ein Umsetzungshonorar von 5.000 €. Über die finale Umsetzung entscheidet der Projektträger.
Beurteilungskriterien
Sonstiges
Bitte reichen Sie Ihre Vorschläge in einem Portfolio, dass zehn Seiten und zehn MB nicht überschreiten soll an bewerbung@dagesh.de mit dem Betreff „Kunst am Bau am Haus Lebenstein“. Einreichungsfrist: 15. April 2025 Rückfragen können per E-Mail an Daniel Laufer laufer@dagesh.de gerichtet werden. Ortspezifische Fragen bitte direkt an Britta Drewitz britta.drewitz@rock-popmuseum.de mit dem oben genannten Betreff.
Fotos vom Kulturbüro Gronau GmbH
Künstler*innenresidenz im Künstlerdorf Schöppingen 2025
Ausschreibung als PDF herunterladen.
Das Künstlerdorf Schöppingen bietet mit Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext Aufenthaltsstipendien für zwei bis drei Dagesh-Künstler*innen für September 2025 an!
Die Ausschreibung richtet sich an zwei Künstler*innen oder an Künstler*innengruppen von maximal drei Personen. Bei Gruppenbewerbungen sollten mindestens zwei Künstler*innen aktive Mitglieder im Dagesh-Netzwerk sein. Eine Unterkunft für Partner*innen, Familienangehörige oder eine Assistenz kann nach Absprache und Verfügbarkeit bereitgestellt werden.
Das Stipendium beträgt 3.000 Euro für alle Teilnehmende (2 bzw. maximal 3 Personen), abzüglich maximal 200 Euro Miet- und Betriebskosten pro Person. Reise-, Versicherungs- oder Materialkosten werden nicht übernommen.
Das Stipendium ist als Aufenthaltsstipendium angelegt und für die Dauer des Stipendiums (1.–28.9.2025) gilt Residenzpflicht im Künstlerdorf.
Für Ihre Bewerbung laden Sie bitte die folgenden Unterlagen als Datei im PDF-Format hoch (in deutscher oder englischer Sprache, max. 20MB).
Das PDF muss enthalten
Bitte beziehen Sie sich dabei so konkret wie möglich auf das Künstlerdorf mit seiner Infrastruktur und seinem Umfeld (sofern relevant).
Bewerbungen können bis Freitag, den 14. März über das Portal unter https://dagesh.de/artetreatbewerbung/eingereicht werden.
Wenn Sie audiovisuelle Beiträge, wie Videos oder Tonproben präsentieren möchten, listen Sie dies in der Bewerbung mit Links zu der Onlinedarstellung auf (z.B. Podcasts, Inszenierungen, digitale Formate, Videos). Andernfalls sind Originaltexte, Bildmaterial, Partituren etc. einzureichen. Bitte verwenden Sie keine Links zu Plattformen für die eine Mitgliedschaft notwendig ist oder bei denen eine Nutzungsgebühr anfällt.
Während des Aufenthaltes können Räumlichkeiten und Infrastruktur des Künstlerdorfs genutzt werden. Das Stipendium ist nicht als Produktionsstipendium angelegt und es besteht keine Verpflichtung, Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Es besteht aber die Möglichkeit, nach Absprache und Verfügbarkeit, Ausstellungs- und Präsentationsmöglichkeiten zu nutzen. Darüber hinaus freuen wir uns über die freiwillige Mitgestaltung von Veranstaltungen, in Form von Vorträgen, Lesungen, Workshops o.ä.
Die Auswahl der Stipendiat*innen erfolgt durch die Fachjury bestehend aus dem Kollegium des Künstlerdorfes Schöppingen und Mitarbeitenden von Dagesh.
Nach Beendigung der Residenz verpflichtet sich die*der Stipendienträger*in, innerhalb von drei Wochen einen Blogbeitrag zu der Erfahrung im Künstlerdorf Schöppingen in deutscher oder englischer Sprache für die Dagesh-Webseite einzureichen (1500- 3000 Zeichen).
Ansprechperson
Zsófia Bihari
Bitte schreiben Sie im Betreff: Künstler*innenresidenz Künstlerdorf Schöppingen
In der digitalen Veranstaltung am 18. Februar 2025 informieren wir Sie von 16:00 bis 17:00 Uhr zunächst über das Programm „Kultur macht stark“ im Allgemeinen und seine Besonderheit des Förderformats der „Initiativen“. Im Anschluss gehen wir praxisnah auf die Möglichkeiten ein, mit „Dagesh on Tour“ vor Ort Begegnungen von Kindern und Jugendlichen mit jüdischer Gegenwartskunst im Rahmen von Workshops zu schaffen. Die Vorstellung eines geförderten Projektes rundet die Veranstaltung ab.
Programm
16.00 – 16.10 Uhr Begrüßung und Einführung in das Förderprogramm „Kultur macht stark“
Kristin König, Servicestelle „Kultur macht stark“ Schleswig-Holstein
16.10 – 16.35 Uhr Vorstellung des Förderkonzeptes „Dagesh on Tour – Jüdische Kunst im Kontext“ von DialoguePerspectives e.V.
Zsófi Bihari, Referentin, „Dagesh on Tour“
16.35 – 16.50 Uhr Vorstellung eines „Dagesh on Tour“-Projektes
Elianna Renner, Dagesh-Künstlerin
16.50 – 17.00 Uhr Möglichkeit für die Teilnehmenden, Nachfragen zu stellen oder erste Projektideen zu besprechen
17.00 Uhr Ende der Veranstaltung
Bei „Dagesh on Tour“ arbeiten Kinder und Jugendliche mit jüdischen Künstler*innen zusammen und setzen eigene Ideen kreativ um. In den Workshops entstehen z.B. Theaterstücke, Videos, Installationen oder Textilarbeiten, die zu ausgewählten gesellschaftlichen Themen und aktuellen Herausforderungen Stellung beziehen. Jugendliche werden darin bestärkt, sich für eine pluralistische Gesellschaft einzusetzen.
„Dagesh on Tour“ ist eines von insgesamt 27 Förderkonzepten im Rahmen des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). „Kultur macht stark“ fördert Projekte der außerschulischen kulturellen Bildung, die sich an Kinder und Jugendliche richten, die in bildungsbenachteiligenden Verhältnissen aufwachsen.
Als Initiative arbeitet „Dagesh on Tour“ in Bündnissen mit jeweils zwei lokalen Bündnispartnern. Im engen Austausch mit Ihnen als Bündnispartner*innen vor Ort (z.B. Schulen, Kultureinrichtungen, Vereine etc.) werden von „Dagesh“ dabei Ihre spezielle Themen, Anliegen und Wünsche für die Workshops berücksichtigt.
Zielgruppe
Die Veranstaltung richtet sich an Vereine (z.B. Sport, Kunst, Bildung etc.), Kultureinrichtungen, Schulen, Schulsozialarbeiter*innen, gemeinnützige Einrichtungen, kommunale Verwaltungen sowie alle am Förderkonzept „Dagesh on Tour“ interessierten Personen aus den Bereichen Kultur, Bildung und Soziales.
Anmeldung
Bitte melden Sie sich bis spätestens 16.02.2025 über den folgenden Link auf dem Veranstaltungsportal der Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH an und erfahren Sie mehr über diese tolle Möglichkeit, ein Projekt ganz ohne Antrag an Ihre Einrichtung zu holen: https://veranstaltungen-bkg.de/event.php?vnr=87-10a. Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Veranstaltung findet via Zoom statt, der Link zum digitalen Konferenzraum wird Ihnen am Tag vor der Veranstaltung per E-Mail zugeschickt.
Es handelt sich um eine Kooperationsveranstaltung der Service- und Beratungsstellen Brandenburg, Bremen und Schleswig-Holstein. Wir freuen uns auf Sie! Bitte lassen Sie uns im Bedarfsfall wissen, wie wir Ihre Teilnahme an der Veranstaltung unterstützen können.
Laudatio von Hannan Salamat auf Elianna Renner I Omanut-Zwillenberg-Förderpreis 2024
„Liebe Anwesende, liebe Elianna,
Es ist mir eine grosse Freude, heute eine Künstlerin zu würdigen, deren Werk weit über Kunst hinausgeht. Elianna Renner bewegt sich nicht nur an der Schnittstelle von Biografie und Geschichte, sie gestaltet Leerstellen – Leerstellen zwischen Menschen, zwischen Erinnerungen und, besonders wichtig, zwischen Gemeinschaften, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft gegeneinander ausgespielt werden: jüdischen und muslimischen Communities.
Meine Verbindung zu Elianna begann Anfang 2024, in einer Zeit grosser Unsicherheit und Anspannung, nur wenige Monate nach dem 7. Oktober. Es war mir damals ein Bedürfnis, ein Shabbat-Essen mit Freund:innen in Berlin zu organisieren, um in dieser schwierigen Zeit einen Moment der Gemeinschaft zu schaffen. Einer der Gäste war Daniel Laufer, ein Filmemacher und Künstler, der beim Transalpinen Festival 2022 bei uns in Zürich zu Gast war.
In einem unserer Gespräche erzählte ich ihm, wie schwer es mir fällt, jüdische Künstler:innen aus der Schweiz zu finden, die ähnliche Themen bearbeiten wie wir bei not_your_bubble – Themen wie Identität, Erinnerung und die Frage, wie Zugehörigkeit und Verbundenheit entstehen. Daniel sagte: „Ich kenne da jemanden.“
Wenig später war der Kontakt zu Elianna hergestellt, und seitdem ist ein lebendiger Dialog zwischen uns entstanden – über Kunst als Mittel der Begegnung und darüber, wie wir gemeinsame Projekte entwickeln können, die jenseits der klassischen Trennlinien jüdisch-muslimischer Identität ansetzen.
Was mich sofort an Elianna beeindruckt hat, ist ihr tiefes Verständnis dafür, dass Erinnern keine statische Angelegenheit ist. Sie schafft Orte und Räume, in denen Geschichte lebendig wird – nicht nur, um die Vergangenheit zu bewahren, sondern auch, um sie für die Gegenwart fruchtbar zu machen. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das in ihrem Projekt Köfte Kosher, das sie in Bremen ins Leben gerufen hat.
Köfte Kosher begann als jüdisch-muslimisches Jugendprojekt und entwickelte sich zu einem der sichtbarsten künstlerischen Erinnerungsorte in der Bremer Innenstadt. Mit Jugendlichen schuf Elianna einen Gedenkpavillon, der an zwölf Menschen erinnert, die aufgrund ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung, einer Behinderung oder weil sie obdachlos waren, ermordet wurden. Darunter ist auch Marwa El-Sherbini, die 2009 im Landgericht Dresden aus islamfeindlichen Motiven ermordet wurde.
Elianna zeigte nicht nur, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, sondern auch, wie man junge Menschen für Themen wie Zivilcourage und den Kampf gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sensibilisieren kann.
Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ihrer Arbeit ist das Projekt Tracking the Traffic, in dem Elianna historische und aktuelle Formen des Frauenhandels beleuchtet. Ausgangspunkt war ihre umfangreiche Recherche zur Geschichte des jüdischen Zuhälterrings Zwi Migdal, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert Frauen aus Osteuropa in die Prostitution zwang. Elianna bereiste dafür mehrere Kontinente, sprach mit Historiker:innen und Künstler:innen und schuf multimediale Installationen, die die oft vergessenen Biografien dieser Frauen sichtbar machen.
Besonders berührend ist die persönliche Dimension des Projekts: In Buenos Aires initiierte Elianna eine Gedenkzeremonie für Raquel Liberman, die als einzige Frau der Geschichte einen Zuhälterring vor Gericht brachte. Dadurch wurde nicht nur ein verwilderter Friedhof zu einem Ort der Erinnerung, sondern auch ein kollektiver Raum geschaffen, der Vergessenes ins Bewusstsein ruft.
In Eliannas Arbeit geht es immer auch um die Frage: Wie erinnern wir – und wem gehört die Erinnerung? Sie fordert uns heraus, unsere Komfortzonen zu verlassen und uns mit der oft unbequemen Wahrheit auseinanderzusetzen, dass Erinnerung politisch ist. Sie macht deutlich, dass Erinnern nicht nur Rückblick bedeutet, sondern auch Verantwortung – Verantwortung dafür, wie wir die Vergangenheit in der Gegenwart verhandeln und wie wir für die Zukunft daraus lernen können.
In einer Zeit, in der jüdisch-muslimische Beziehungen oft durch Polarisierung und Vorurteile belastet sind, setzt Elianna mit ihrer Arbeit ein Zeichen der Hoffnung. Sie zeigt, dass Kunst ein gemeinsamer Raum sein kann – ein Raum, der Brücken baut, wo andere nur Gräben sehen.
Elianna, du lehrst uns mit deinem Werk, dass Zugehörigkeit und Gemeinschaft nichts ist, das einfach da ist – Zugehörigkeit und Gemeinschaft ist etwas, das wir gemeinsam erschaffen. Du zeigst uns, dass wir nicht an bestehenden Trennlinien festhalten müssen, sondern neue Räume des Dialogs und der Begegnung schaffen können.
Dass du dafür heute mit dem Omanut-Zwillenberg-Förderpreis 2024 ausgezeichnet wirst, ist mehr als verdient. Deine Arbeit erinnert uns daran, dass Geschichte niemals nur eine Abfolge von Daten und Fakten ist – Geschichte ist lebendig, sie wird von Menschen erzählt und gestaltet, und sie lebt in den Geschichten, die wir miteinander teilen.
Liebe Elianna, ich danke dir für dein Engagement, für deinen Mut, dich den schwierigen Themen zu stellen, und für deine unermüdliche Arbeit, Räume zu schaffen, in denen wir einander begegnen können. Ich freue mich sehr auf alles, was wir in Zukunft gemeinsam gestalten werden – auf neue Geschichten, neue Verbindungen und neue Räume der Vielstimmigkeit.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser wohlverdienten Auszeichnung!“
Zürich, 15. Januar 2025 vom Vorstandsvorsitzende vom DialoguePerspectives e.V. Hannan Salamat
Foto: Hannan Salamat
Art Retreat in der Bücherei des Judentums – Liad Shadmis Rückblick
Vom 8. bis 20. Oktober nahm ich an meinem ersten Kunst-Residency in Buchen, Odenwald, teil, organisiert von Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext. Die Stadt war einst Heimat einer blühenden jüdischen Gemeinde, deren Synagoge durch den Aufstieg der Nationalsozialistischen Partei verloren ging. Der langjährige Bewohner Herr Schmerbeck, der die NS-Zeit in Karlsruhe als Kind miterlebte, engagiert sich seit der Gründung 1998 in der Bücherei des Judentums, die heute etwa 10.000 Bände zu Themen des Judentums umfasst.
Während meiner Residency erkundete ich die typografische Geschichte des europäischen Judentums und dokumentierte Schriftarten wie Ashkenasi und Mizrachi. Ich war von Grabsteinen polnischer jüdischer Friedhöfe fasziniert, die kunstvolle hebräische Schnitzereien zeigten. Im frühen 20. Jahrhundert nutzten säkulare jüdische Gemeinden lateinische Schrift für Schilder, während in Polen mehrsprachige Schilder verbreitet waren.
Ich fand künstlerische Schätze, darunter ein illustriertes Buch von 1918 von Ephraim Moses Lilien, einem bedeutenden jüdischen Künstler. Weitere bemerkenswerte Arbeiten waren Illustrationen von Käthe Münzer und Menachem Birenbaum. Ich reflektierte über die Verwendung von „Faux Hebrew“ in antisemitischer Propaganda und die Ausdrucksweise dualer Identitäten unter einigen jüdischen Künstlern.
Das älteste Buch (siehe Fotos), das ich dokumentierte, war eine Fabelsammlung aus dem Jahr 1800 mit mizrachischen und Rashi-Schriftarten. Vor dem Zweiten Weltkrieg existierte in den deutschsprachigen Ländern eine lebendige jüdische Verlagslandschaft mit einzigartigen Logos und Designs, die historische Verfolgungen überstanden.
Insgesamt boten mir meine zwei Wochen in Buchen tiefgreifende Einblicke in die künstlerischen und kulturellen Ausdrucksformen des jüdischen Lebens vor dem Zweiten Weltkrieg und enthüllten Schichten der Geschichte, die die Bedeutung der Bewahrung unseres Erbes unterstreichen.