Ausstellungseröffnung »Sans histoire« im Jüdischen Museum Berlin

Der diesjährige Dagesh-Kunstpreis geht an die Bildende Künstlerin Maya Schweizer.
Der Preis wird gemeinsam vom Jüdischen Museum Berlin und Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext verliehen. Er dient dem Zweck, jüdische Gegenwartspositionen neu und vielfältig sichtbar zu machen, und zeichnet Werke aus, die sich mit Herausforderungen der Gegenwart sowie Fragen des Zusammenlebens künstlerisch auseinandersetzen.

Mit dem multidimensionalen Ansatz ihrer Videoinstallation »Sans histoire« überzeugte Maya Schweizer die Jury. Auf die Auseinandersetzung mit der Frage „Was jetzt? – Von Dystopien zu Utopien“ antwortet Maya Schweizer mit „komplexen, assoziativ gefügten Bildern“, die Reflexionen in Gang setzen und als „Reaktionen auf einen lähmenden Zeitgeist befreiend wirken können“ heißt es in der Jurybegründung.

Die diesjährige Dagesh-Kunstpreisträgerin Maya Schweizer stellt im Jüdischen Museum Berlin ihre Arbeit vom 05. Mai 2023 bis 27. August 2023 aus.

©Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext, Fotografin: Elena Krasnokutskaya, 2023

Dagesh-Kunstpreis 2023

Ausschreibung
Dagesh-Kunstpreis 2023:
Was jetzt?
Von Dystopien zu Utopien

2023 vergeben das Jüdische Museum Berlin und Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext zum dritten Mal den Dagesh-Kunstpreis.
Bis zum 16. Oktober 2022 können sich junge Künstler*innen einzeln oder als Gruppe bewerben.
Sie sollen sich mit jüdischen Gegenwartspositionen und -erfahrungen sowie mit Fragen zur Gestaltung eines gesellschaftlichen Wandels auseinandersetzen.
Die mit 7 000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 4. Mai 2023 im Rahmen eines Festaktes im Jüdischen Museum Berlin gewürdigt. Dort wird das ausgezeichnete Kunstwerk in der Eric F. Ross Galerie ausgestellt.

Was jetzt?
Von Dystopien zu Utopien

Dagesh und das Jüdische Museum Berlin suchen Kunstwerke, die Vergangenheit und Gegenwart in den Blick nehmen und dabei eine künstlerische Vision von Zukunft entfalten.

Junge Menschen machen derzeit einschneidende Krisenerfahrungen: Krieg, Klimakatastrophe, Corona. Sie erleben Gesellschaften, die immer stärker von Konflikten geprägt und bedroht sind: von Armut und fehlendem sozialen Zusammenhalt, von Antisemitismus, Rassismus, Antifeminismus und Vielfaltsfeindlichkeit.

Kunst ist ein Weg, um über diese Phänomene Erkenntnisse zu gewinnen. Kunstwerke können komplexe Zusammenhänge sichtbar machen, kondensieren und damit neue Perspektiven aufzeigen. Gerade in Krisenzeiten sind es immer wieder Künstler*innen, die Visionen von Zukunft entfalten. Sie zeigen Dystopien als worst case-Szenarien oder entwerfen Utopien einer besseren Welt.

Wir suchen Kunstwerke, die Antworten aus jüdischer Perspektive bieten. Die zentrale Frage: Was jetzt?

Über den Dagesh-Kunstpreis

Jüdisches Leben in Deutschland ist heute so vielfältig wie nie. Das spiegelt sich sowohl in den hybriden Identitäten jüdischer Künstler*innen wider als auch in ihrer künstlerischen Praxis. Der Dagesh-Kunstpreis will neue und vielfältige jüdische Gegenwartspositionen stärken. Er macht diese sichtbar, ohne von einer harmonischen jüdischen Pluralität auszugehen. Es geht um die gestalterische Erprobung, Inszenierung und Vermittlung von etwas Neuem. Ausgezeichnet werden Werke, die Alternativen aufzeigen und die sich mit den Herausforderungen der Gegenwart und der Frage auseinandersetzen, wie wir zusammenleben können.

 

Der Dagesh-Kunstpreis und die Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin wird durch eine Förderung der Freunde des Jüdischen Museums Berlin ermöglicht.

 

Ausschreibung und Teilnahmebedingungen

Bewerbungsschluss ist Sonntag, der 16. Oktober 2022. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Aus allen Einreichungen nominiert eine fachübergreifende Jury ein künstlerisches Konzept als besten Entwurf. Die Urheber*innen dieses Entwurfs erhalten ein Preisgeld von 7 000 Euro, mit dem sie die eingesendete Projektidee realisieren und im Jüdischen Museum Berlin für etwa zwei Monate ausstellen können. Die Auszeichnung des Kunstwerks und die Eröffnung der Ausstellung erfolgen im Mai 2023. Das Jüdische Museum Berlin wird dazu einen feierlichen Festakt organisieren.

Juror*innen sind Julia Friedrich (Sammlungsdirektorin, JMB), Shelley Harten (Kuratorin, JMB), Jo Frank (Programmleitung, Dagesh), Daniel Laufer (Künstler und Kurator, Dagesh), Jelena Jeremejewa (Künstlerin, Autorin und Regisseurin), Arnold Dreyblatt (Installations- und Performancekünstler, stellvertretender Direktor der Sektion Bildende Kunst an der Akademie der Künste Berlin).

Wer kann sich für den Dagesh-Kunstpreis bewerben?

  • Der Preis richtet sich an professionell arbeitende Künstler*innen mit einer Postanschrift in Deutschland.
  • Einreichungen sind aus dem Bereich der Bildenden Kunst erwünscht. Ein künstlerisches Medium wird nicht festgelegt.
  • Einzelpersonen und Gruppen können sich bewerben.
  • Die eingereichten Projektskizzen können sich zum Zeitpunkt der Einreichung noch im Prozess befinden.
  • Die Bewerber*innen haben einen positionierten Blick auf jüdische Gegenwartsperspektiven und -erfahrungen.

 

Wie bewerbe ich mich?

Bitte verwenden Sie unser Online-Bewerbungsformular. Hier können Sie alle weiteren Unterlagen als PDF-Dateien anhängen.

>> Zum Bewerbungsformular

Die Bewerbungsunterlagen umfassen:

  • Das ausgefüllte Bewerbungsformular (ein Video- und/oder Audio-File kann der Bewerbung als Link hinzugefügt werden)
  • Ein Konzept für das Kunstwerk (max. 2 Seiten als PDF)
  • Zwei Referenzen bereits realisierter Kunstwerke (mit Abbildung auf je 1 Seite A4, PDF)
  • Kurzbiografien aller beteiligten Künstler*innen (jeweils max. 2 Seiten als PDF)

* Plakat-Design von Liad Shadmi

Dagesh-Kunstpreis 2021: Digitale Preisverleihung mit Talya Feldman

Die Künstlerin Talya Feldman wurde für ihre Installation „The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts“ mit dem 2. Dagesh-Kunstpreis ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 20. Mai 2021 ab 19 Uhr digital auf dem YouTube-Kanal von Dagesh statt: https://dagesh.de/publikation/dagesh-kunstpreis-digitale-preisverleihung-mit-talya-feldman/

Alle weiteren Infos zum Dagesh Kunstpreis mit dem Jüdischen Museum Berlin sowie zur Preisverleihung und Installation, finden Sie hier https://dagesh.de/angebote/2-dagesh-kunstpreis/

Digitale Preisverleihung: Dagesh-Kunstpreis

Am Donnerstag, dem 20. Mai wird die Künstlerin Talya Feldman mit dem 2. Dagesh-Kunstpreis für ihre Installation The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts ausgezeichnet. Das Thema des Wettbewerbes 2021 war „Wehrhafte Kunst“.

Der mit 7000 Euro dotierte Preis wird von Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext und dem Jüdischen Museum Berlin (JMB) verliehen. Er stärkt eine neue und vielfältige Sichtbarkeit jüdischer Gegenwartspositionen und zeichnet Werke aus, die sich mit den Problemen der Gegenwart und der Frage von Zusammenleben auseinandersetzen.

Die Preisträgerin Talya Feldman untersucht in ihrer multimedialen Arbeit The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts die Kontinuitäten rechten Terrors in Deutschland von 1979 bis heute. Sie präsentiert Sprachaufnahmen von Überlebenden rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt sowie von Familien der Terroropfer und Initiativen, die gegen rechten Terror kämpfen.

Die raumgreifende Installation versammelt Dutzende von Stimmen aus 18 Städten, in denen Attentate und Anschläge stattgefunden haben – von der Ermordung von Raúl Garcia Paret und Delfin Guerra in Merseburg im Jahr 1979 bis zu den Morden an Ferhat Unvar, Said Nesar Hashemi, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin in Hanau im Jahr 2020.

Die Ausstellung stellt eine Landkarte Deutschlands mit Grundrissen der 18 Städte dar. Auf von der Decke hängenden Netzen – einem Material, das im Gerüstbau zum Schutz von Passanten vor herabfallenden Trümmern verwendet wird – sind Smartphones integriert, die in Sprachbotschaften die Überlebenden und Betroffenen der Anschläge zu Wort kommen lassen. Die Stimmen kommunizieren in einer komplexen Synchronisierung auf Deutsch, Türkisch, Englisch, Spanisch, Hebräisch und Französisch miteinander und bilden ein akustisches und auch visuelles Netzwerk: Die auf den Displays visualisierten sichtbaren Klangwellen verweisen nicht nur auf das ursprüngliche Format der Botschaften, die als Audiodateien über die sozialen Medien  verschickt wurden, sondern pulsieren wie Herzschläge, die zwischen den Menschen widerhallen und an die Gewalt und deren Opfer über Zeit und Raum hinweg erinnern.

Aus der Perspektive der betroffenen Menschen zeigt Talya Feldman, wie groß die Traumata für das Umfeld der Opfer auch nach den Anschlägen sind – bis heute. Die Stimmen in der Installation thematisieren auch die Rolle von Polizei, Verfassungsschutz und Justiz, die sich in zahlreichen Fällen zu spät und nicht ausreichend auf die Täter aus rechten Netzwerken konzentrierten. So wurden bereits 1980 im Fall der Ermordung von Shlomo Lewin und Frida Poeschke die Täter zunächst im Umfeld der Opfer gesucht, obwohl verschiedene Hinweise für rechtsextreme Täter sprachen. Nicht zuletzt die Anschlagsserie des NSU und die Anschläge von Halle und Hanau haben gezeigt, wie mangelhaft der Schutz vor und die Aufarbeitung von rechtem Terror in Deutschland nach 1945 funktioniert hat. Diese Kontinuität macht Talya Feldmans Installation erfahrbar.

Die Installation wird vom 21. Mai bis zum 1. August in der Eric F. Ross Galerie im Libeskindbau des Jüdischen Museums Berlin ausgestellt.

 

Talya Feldmans Arbeit The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts wurde aus 60 Einreichungen zum Thema „Wehrhafte Kunst“ von einer achtköpfigen Jury ausgewählt.

Der Dagesh-Kunstpreis und die Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin werden durch eine Förderung der Freunde des Jüdischen Museums Berlin ermöglicht.

Weitere Informationen zur Künstlerin und zur Ausschreibung des 2. Dagesh-Kunstpreis finden Sie >>hier

Presse-Kontakt:

Stephanie Haerdle
Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext
Presse & Kommunikation
Tel. 0174-3772 897 | haerdle @ leo-baeck-foundation.de | dagesh.de

 

Was? Wann? Wo?

ÖFFENTLICHE DIGITALE PREISVERLEIHUNG AM 20. MAI

Beginn: 19 Uhr

Link: https://www.youtube.com/channel/UCOTMXNHrwim4HiWpE558VWg/featured

Begrüßung und Preisverleihung von Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin

Virtuelle Tour durch die Ausstellung mit der Künstlerin Talya Feldman, Julia Y. Alfandari, Programmkoordinatorin von Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext, und Gregor H. Lersch, Leiter Ausstellungen und Kurator, Jüdisches Museum Berlin

Überlegungen zu „Wehrhafter Kunst“ und Verabschiedung von Jo Frank, Geschäftsführer von Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext/ Director of Development der Leo Baeck Foundation

Die Preisverleihung findet in deutscher und englischer Sprache statt.

Informationen zur Ausstellung im Überblick

Wann: 21. Mai bis 1. Aug 2021

Eintritt:frei

Wo:

Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin
Zum Lageplan

Verleihung des zweiten Dagesh-Kunstpreises an Talya Feldman

& digitale Eröffnung der Installation „The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts“

Der Dagesh-Kunstpreis wurde am 20. Mai 2021, um 19 Uhr im Rahmen einer digitalen öffentlichen Preis­verleihung an die Künstlerin Talya Feldman überreicht.

Der mit 7.000 Euro dotierte Preis wird von Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext und dem Jüdischen Museum Berlin (JMB) verliehen. Er stärkt eine neue und vielfältige Sichtbarkeit jüdischer Gegenwartspositionen und zeichnet Werke aus, die sich mit den Problemen der Gegenwart und der Frage von Zusammenleben auseinandersetzen.

Talya Feldmans preisgekrönte Installation „The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts” thematisiert die Kontinuitäten rechten Terrors in Deutschland von den 1980er Jahren bis heute. So entsteht ein Panorama pluralistischen Erinnerns, das die Vielfalt von Erinnerung und Zeugenschaft erfahrbar macht.

Die achtköpfige Jury wählte das Kunstwerk aus 60 Einreichungen zum Thema „Wehrhafte Kunst“ aus. In ihrer multimedialen Arbeit untersucht die Künstlerin die Kontinuitäten rechten Terrors in Deutschland von den 1980er Jahren bis heute. Hören und Zuhören sind wesentliche Aspekte der Installation, die sich von der politischen Instrumentalisierung von Trauer und Erinnerung abgrenzt. Feldmans Arbeit präsentiert u. a. Sprachaufnahmen von Überlebenden rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, Familien der Terroropfer und Initiativen, die gegen rechten Terror kämpfen. In ihrer Arbeit öffnet Feldman ein Panorama pluralistischen Erinnerns und macht die Vielfalt von Erinnerung und Zeug*innenschaft erfahrbar.

„In Feldmans Arbeit wird Erinnern durch eine einmalige Vielfalt an Stimmen hör- und erlebbar. Dokumentarische Zeugnisse treffen auf persönliches Erinnern und werden komplex und eindrucksvoll miteinander verknüpft. Die Installation erzählt von tödlicher Gewalt, aber auch von Wut, Gegenwehr, Solidarität und Resilienz. In der Verbindung aus höchstem künstlerischem Anspruch, pluralistischem Erinnern, Ansprache und Aufforderung verkörpert Feldmans Arbeit zentrale Aspekte jüdischer Wehrhaftigkeit und Selbstbehauptung“, erklärt die Jury.

>> Mehr über die Installation und Informationen zur digitalen Preisverleihung am 20. Mai <<

Der Dagesh-Kunstpreis wurde am 20. Mai 2021 im Rahmen einer digitalen öffentlichen Preisverleihung überreicht. Die Installation von Talya Feldman wird vom 21. Mai bis Ende Juli 2021 im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt.

Der Dagesh-Kunstpreis und die Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin werden durch eine Förderung der Freunde des Jüdischen Museums Berlin ermöglicht.

Informationen zur Künstlerin:

Talya Feldman ist eine zeitbasierte Medienkünstlerin aus Denver, Colorado, die derzeit in Hamburg, Deutschland, arbeitet. Sie erhielt ihren BFA an der School of the Art Institute of Chicago und ist Doktorandin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Sie hat in Chicago, New York, Boston, Hamburg und zuletzt in Denver im McNichols Civic Center mit dem Künstlerkollektiv Odessa Nomadic ausgestellt. Als Überlebende des rassistischen und antisemitischen Angriffs in Halle am 9. Oktober 2019 erhielt Feldman weltweite Anerkennung für ihre Projekte gegen rechten Terror in Zusammenarbeit mit dem Aktivistennetzwerk NSUWatch sowie für andere netzbasierte Arbeiten, die im vergangenen Jahr im Jüdischen Museum in Frankfurt gezeigt wurden. www.talyafeldman.net/

Dagesh-Kunstpreis:

Der Preis wird vom Jüdischen Museum Berlin und Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext verliehen. Zur Jury des 2. Dagesh-Kunstpreis zählten Ilit Azoulay (Bildende Künstlerin), Sasha Marianna Salzmann (Dramaturg*in und Schriftsteller*in), Noam Brusilovsky (Hörspielund Theaterregisseur), Hetty Berg (Direktorin, JMB), Jo Frank (Director of Development, LBF), Gregor H. Lersch (Leiter Ausstellungen, JMB), Inka Bertz (Leiterin Sammlung, JMB) und Daniel Laufer (Kurator, Dagesh).

Den Dagesh-Kunstpreis 2018 erhielten Liat Grayver, Yair Kira und Amir Shpilman für ihre Installation „Open, Closed, Open“. Das Kunstwerk wurde vom 21. Juni bis zum 11. August 2019 im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt.

Presse-Kontakt:

Stephanie Haerdle
Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext
Presse & Kommunikation
Tel. 0174-3772 897 | haerdle @ leo-baeck-foundation.de | dagesh.de

Das Video der digitalen Preisverleihung mit Talya Feldman finden Sie hier >>

Informationen zur Ausschreibung des Dagesh-Kunstpreis 2021 finden Sie hier >>

Informationen zur Verleihung des Dagesh-Kunstpreis 2018 finden Sie hier >>

Pressemitteilung: Ausschreibung zum 2. Dagesh-Kunstpreis startet!

Thema des Wettbewerbs: „Wehrhafte Kunst“

Ab sofort können sich Künstler*innen um den 2. Dagesh-Kunstpreis bewerben. Mit dem Preis zeichnen das Jüdische Museum Berlin und Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext Kunstwerke aus, die sich mit jüdischen Gegenwartspositionen und -erfahrungen sowie mit Fragen zur Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels auseinandersetzen. Eine prominent besetzte Jury entscheidet über die Vergabe des Preises. Die mit 7000 Euro dotierte Auszeichnung wird im Mai 2021 im Rahmen von »TRANSITIONS. Festival Jüdischer Gegenwartskünste« mit einem Festakt im Jüdischen Museum Berlin gewürdigt. Das ausgezeichnete Kunstwerk wird im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt.

Dagesh und das Jüdische Museum Berlin rufen Künstler*innen dazu auf, Kunstwerke zu konzipieren, die sich mit folgenden Fragen beschäftigen: Was setzen Künstler*innen aus einer jüdischen Perspektive der Gegenwart entgegen? Welche Rolle spielt eine widerständige und wehrhafte Haltung? Wie zeichnet sich die Wehrhaftigkeit von Kunst aus und was bedeutet die Selbstermächtigung jüdischer Gegenwartspositionen?

Der Preis richtet sich an professionell arbeitende Kunstschaffende zwischen 25 und 40 Jahren. Bewerbungsschluss ist der 10. Januar 2021. Erwünscht sind Einreichungen aus dem Bereich der Bildenden Kunst, das künstlerische Medium kann frei gewählt werden. Aus allen Einreichungen nominiert eine fachübergreifende Jury ein künstlerisches Konzept als besten Entwurf.

Juror*innen sind u. a. Hetty Berg (Direktorin, Jüdisches Museum Berlin), Jo Frank (Geschäftsführer, Dagesh/Director of Development, Leo Baeck Foundation), Ilit Azoulay (Bildende Künstlerin), Noam Brusilovsky (Hörspiel-/Theaterregisseur) und Sasha Marianna Salzmann (Dramaturg*in/Schriftsteller*in).

Der Dagesh-Kunstpreis und die Ausstellung im Jüdischen Museum wird durch eine Förderung der Freunde des Jüdischen Museums ermöglicht.

 

Presse-Kontakt:

Stephanie Haerdle

Presse & Kommunikation

Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext

Treuhandstiftung der Leo Baeck Foundation

c/o Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk e. V. | Postfach 210320 | 10503 Berlin

Tel. (030) 31998170-24 | haerdle@leo-baeck-foundation.de

 

Hintergrundinformation:

Jüdisches Leben in Deutschland ist heute so divers wie nie. Das spiegelt sich sowohl in den hybriden Identitäten jüdischer Künstler*innen wider, als auch in ihrer künstlerischen Praxis. Der Dagesh-Kunstpreis stärkt eine neue und vielfältige Sichtbarkeit jüdischer Gegenwartspositionen. Er macht diese sichtbar, ohne von einer harmonischen jüdischen Pluralität auszugehen. Ausgezeichnet werden Werke, die sich mit den Problemen der Gegenwart und der Frage auseinandersetzen, wie ein Zusammenleben möglich ist. Gewürdigt werden die gestalterische Erprobung, Inszenierung und Vermittlung von etwas Neuem.

2018 wurde der Dagesh-Kunstpreis erstmals verliehen. Liat Grayver, Yair Kira und Amir Shpilman erhielten die Auszeichnung für ihre interaktive Installation „Open, Closed, Open“. Das Kunstwerk setzte sich mit der Frage auseinander, was Jüdisch-Sein heute bedeutet und wurde im Sommer 2019 im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt.

Dagesh. Jüdische Kunst im Kontext bewegt sich an der Schnittstelle zwischen kultureller und politischer Bildungsarbeit. Als Plattform und Netzwerk unterstützt Dagesh junge jüdische Künstler*innen und gibt Stimmen und Ausdrucksformen zur Neudefinition eines gegenwärtigen und zukunftsgewandten jüdischen Selbstverständnisses und -bewusstseins in Deutschland einen Raum. Mit seinem internationalen Bildungsprojekt Dagesh on Tour fördert Dagesh zudem den Austausch zwischen Künstler*innen und Jugendlichen.

Details zur Ausschreibung für interessierte Künstler*innen hier:

https://dagesh.de/angebote/dagesh-kunstpreis-mit-dem-jmb/

1. Dagesh Kunstpreis 2018:„Open, closed, open“

Der erste Dagesh-Kunstpreis ging 2018 an die bildende Künstlerin Liat Grayver, den Produktdesigner Yair Kira und den Komponisten Amir Shpilman für ihr gemeinsames Werk Open, Closed, Open – פתוח, סגור, פתוח. Die multimediale und partizipative Installation wurde im Sommer 2019 im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt.

Am 20. Juni 2019 wurde die Ausstellung „Open, Closed, Open in Anwesenheit der Künstler*innen Liat Grayver, Yair Kira und Amir Shpilman feierlich eröffnet. Die mit dem ersten Dagesh-Kunstpreis ausgezeichnete Installation setzt sich mit der Frage auseinander, was Jüdisch- Sein heute bedeutet.

Das Kunstwerk von Grayver, Kira und Shpilman bietet vielfältige Antworten auf die Frage nach jüdischer Identität, Erinnerung und dem Leben in der Diaspora. „Open, Closed, Open ist eine poetische, subtile und komplexe multimediale Installation, die als vielschichtige Metapher für jüdische Identität fungiert und philosophische Fragen aufwirft“, erklärt Arnold Dreyblatt, Mitglied des Dagesh-Kunstpreiskuratoriums.

Bei der im Jüdischen Museum Berlin gezeigten partizipativen Installation interagierten die Besucher*innen mit einem Roboter und bearbeiten gemeinsam eine Sandfläche. Die entstehende und immer wieder überschriebene Sandschrift spiegelte gegenwärtige Erfahrungen des Jüdisch-Seins, die Fluidität von Identitäten und Identitätskonstruktionen sowie die Vergänglichkeit von Erinnerung. Das aufgezeichnete Geschehen wurde auf eine Leinwand projiziert. Eine Klanginstallation aus gesprochenen hebräischen Buchstaben war Teil der Aktion. „Eine Hauptinspiration für uns war Yehuda Amichais Gedicht Open Closed Open“, erklärten die Künstler*innen. „Mit unserer Arbeit, mit Raum, Sand, Klang und Licht, nehmen wir auf Amichais Poesie Bezug. Ein wichtiges Thema ist auch, dass jüdische Identität sich ständig verändert. In unserer Installation schaffen wir zudem eine Umgebung, die Selbstreflexion fordert. In Open, Closed, Open beeinflusst die Handlung jedes Besuchers das Gesamtergebnis und formt das Kunstwerk.“

Der Dagesh Kunstpreis wurde von Dagesh und dem Jüdischen Museum Berlin verliehen. Der vom Freundeskreis des Jüdischen Museums gestiftete Kunstpreis 2018 war mit 5.000 Euro dotiert.

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Interview mit den Preisträger*innen 2018

Dagesh zeichnet in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Berlin herausragende jüdische Nachwuchskünstler*innen aus. Der Dagesh-Kunstpreis wurde 2018 erstmalig vergeben. Ausgezeichnet wurden die bildende Künstlerin Liat Grayver, der Produktdesigner Yair Kira und der Komponist Amir Shpilman für ihr Werk „Open, Closed, Open“. Bei der multimedialen Installation interagieren die Besucher*innen mit einem Roboter und bearbeiten gemeinsam eine große Sandfläche mit hebräischen Buchstaben. [mehr]

Weitere Informationen zur Preisverleihung

Die Preisverleihung des ersten Dagesh-Kunstpreises fand im Rahmen des Jüdischen Zukunftskongresses in Anwesenheit von Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europafragen, statt.

Einladung zur Verleihung des Dagesh-Kunstpreises am JMB

Programm der Preisverleihung

Dagesh Kunstpreis // Festivals // Ausstellungen

Dagesh schafft durch den Dagesh Kunstpreis, Ausstellungen, Lesungen, Kunst- und Literaturfestivals, öffentliche Diskussionen und Kooperationen eine neue Sichtbarkeit für jüdische Künstler*innen.

Künstlerische Arbeiten unterschiedlicher jüdischer [post]migrantischer, [queer]feministischer, intersektionaler Perspektiven und Positionen auf unsere Gesellschaft stellen die Vielstimmigkeiten unter Jüdinnen*Juden dar. Es geht um neue Impulse und die Aufforderung zu einem Wechsel in unserem gesellschaftlichen Handeln und Denken.

 

Dagesh-Kunstpreis mit dem Jüdischen Museum Berlin

Jüdisches Leben in Deutschland ist heute so divers wie nie. Das spiegelt sich sowohl in den hybriden Identitäten jüdischer Künstler*innen wider, als auch in ihrer künstlerischen Praxis. Der Dagesh-Kunstpreis stärkt eine neue und vielfältige Sichtbarkeit jüdischer Gegenwartspositionen. Er macht diese sichtbar, ohne von einer harmonischen jüdischen Pluralität auszugehen. Es geht um die gestalterische Erprobung, Inszenierung und Vermittlung von etwas Neuem. Ausgezeichnet werden Werke, die sich mit den Problemen der Gegenwart und der Frage auseinandersetzen, wie wir zusammenleben können und die Alternativen aufzeigen.

Weitere Informationen zum Dagesh Kunstpreis sowie zur Gewinnerin Talya Feldman des Dagesh-Kunstpreis 2021 finden Sie hier: Dagesh-Kunstpreis

Festival Jüdischer Literaturen „Verquere Verortungen“

… und immer wieder verquer! Nach der fulminanten Reihe „Jüdische Literaturen“ feierte das Festival die Vielfalt gegenwärtiger jüdischer Literaturproduktion. Zwischen dem 3. und 5. Dezember 2019 wurden Festival-Besucher*innen von 30 Autor*innen und Künstler*innen zum Erkunden unterschiedlichster Literaturen ein, zum Hören, Lesen, Diskutieren und Streiten eingeladen. [mehr]

Ausstellung „Looking back – Thinking Ahead“

Im Zentrum der Ausstellung „Looking Back – Thinking Ahead“ standen neue Positionen zeitgenössischer, internationaler jüdischer Künstler*innen, die überwiegend in Deutschland leben. Was passiert ästhetisch, politisch, künstlerisch, wenn Akkulturation auf Desintegration trifft, Weißensee auf Bezalel, postsowjetische auf israelische Künstler*innen? Und das heute, mitten in Berlin? Die intermediale Ausstellung (Malerei, Fotografie, Installation, Video, Klangkunst) realisierte unerwartete Perspektivwechsel und versprach einen spannungsreichen Kunstdialog. [mehr]

Gewinner*innen des ersten Dagesh-Kunstpreis im Asylum Arts Magazine vorgestellt

Die mit dem ersten Dagesh-Kunstpreis ausgezeichnete multimediale Installation Open, Closed, Open von Liat Grayver, Yair Kira und Amir Shpilman setzt sich mit der Frage auseinander, was Jüdisch-Sein heute bedeutet. Im Asylum Arts Magazine schreiben die drei Künstler_innen über ihre Installation: „This work corresponds to the dynamic transformation of our society through technology and media, and the increasingly frequent movement of people and the mixture of cultures brought about by various forms of migration, both voluntary and forced.“

Der Dagesh Kunstpreis wird vom Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk und dem Jüdischen Museum Berlin verliehen. Der vom Freundeskreis des Jüdischen Museums gestiftete Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Dagesh-Kunstpreis 2018 – Interview mit den Preisträger*innen

Dagesh zeichnet in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Berlin herausragende Nachwuchskünstler*innen aus, die sich mit jüdischen Gegenwartspositionen und -erfahrungen sowie mit Fragen zur Gestaltung eines gesellschaftlichen Wandels auseinandersetzen. Der Dagesh-Kunstpreis wurde 2018 erstmalig vergeben. Ausgezeichnet wurden die bildende Künstlerin Liat Grayver, der Produktdesigner Yair Kira und der Komponist Amir Shpilman für ihr Werk „Open, Closed, Open“.

Bei der multimedialen Installation interagieren die Besucher_innen mit einem Roboter und bearbeiten gemeinsam eine große Sandfläche mit hebräischen Buchstaben. Das Geschehen wird filmisch aufgezeichnet, in einen zweiten Raum projiziert und somit der Beobachtung überantwortet. Eine musikalische Komposition menschlicher Stimmen begleitet und verbindet das Geschehen. Das Werk birgt kabbalistische Aspekte und verdeutlicht zugleich die Fluidität von Erinnerungen und Identitäten. Die Installation wird im Sommer 2019 im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt.  

Liat, Yair, Amir, Glückwunsch zum ersten Dagesh-Kunstpreis! Wie waren eure ersten Reaktionen auf das Thema „Was bedeutet Jüdisch-Sein heute?“?

Liat: Der Titel der Ausschreibung hat mich sofort provoziert. Ich fühlte mich angezogen von dem Thema, das die privatesten und intimsten Teile meiner Identität und meines Selbstverständnisses als Individuum berührte. Andererseits wehrte ich mich gegen die Idee, die Verantwortung zu übernehmen und auf diese große historische, gesellschaftliche und politische Frage zu antworten. Außerdem gab es den Kontext, in dem die Frage gestellt wurde: Deutschland. Wie würde man die Frage zum Beispiel verstehen, wenn sie in Israel, oder New York gestellt werden würde? Als Künstlerin, die in einer jüdischen, irakischen Einwandererfamilie im israelischen Hinterland groß geworden ist, und die seit zehn Jahren in Deutschland lebt, weiß ich, dass der Kontext nicht nur unsere Antworten verändert, sondern auch die Fragen, die wir stellen.
Diese Komplexität machte mir klar, dass ich die Herausforderung annehmen wollte. Allerdings schien mir eine multidisziplinäre, gemeinschaftliche Herangehensweise notwendig, die auch den Kontext berücksichtigen würde. Yair war einer der Ersten, der mir in den Sinn kam. Ich kannte seine Arbeit über ELES und Dagesh und wir hatten bereits lebhaft über Fragen von Identität diskutiert und darüber, wie sich diese privaten Aspekte auf unsere Arbeit auswirken und in ihr spiegeln – thematisch, ästhetisch, strukturell.

Yair: Seit ich nicht mehr in Israel lebe, betrachte ich meine Identität und die Frage nach dem, was mich jüdisch macht, neu. In Israel wurde mir diese Frage nie gestellt, weil mein Jüdisch-Sein konstitutiv definiert wurde. Als ich ein ELES-Seminar über das Jüdisch-Sein in einer inklusiven Gemeinschaft besuchte, diskutierten wir über die jüdische Praxis in unterschiedlichen Gesellschaften. Es war spannend, wie sich z.B. die britische Community von der deutschen oder israelischen unterschied. Seitdem untersuche ich meine jüdische Kultur aus einer anderen Perspektive, sowohl persönlich als auch künstlerisch. Für diese Arbeit wollte ich Materialität in die deutsch-jüdische Erfahrung einbringen, die ich meist als intellektuell und spirituell erlebt habe.

Als Liat zu mir kam, hatte ich schon eng mit Amir zusammengearbeitet. Wir hatten drahtlose Boxen entwickelt, Dynamic Speakers, und „Tiferet“, eine Musiktheater-Performance, die im Rahmen der Radikalen Jüdischen Kulturtage 2017 Premiere am Berliner Maxim Gorki Theater feierte. Es war einfach selbstverständlich, dass Amir sich dem Projekt anschließen und die Fähigkeiten der Gruppe bereichern würde.

Amir: Auch ich war erst einmal hin- und hergerissen vom Thema des Wettbewerbes. Es war so persönlich und intim und alles andere als leicht. Als Künstler möchte ich außerdem für den Inhalt meiner Arbeit anerkannt werden, und nicht für meine Kultur und Identität. Aber schnell wurde klar, dass Liat und Yair dieses Gefühl teilten.

Wie sah Eure Zusammenarbeit aus?

Yair: Wir arbeiten als Team, in dem jede_r sein/ihr Know-How und Expertise einbringt und alle künstlerischen Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. So haben wir eine Basis für innovative Schöpfungen, die nur aufgrund unseres gegenseitigen Vertrauens entstehen. Ich arbeite z.B. mit 3D-Druckfirmen und mit Ingenieur_innen aus der Maker-Szene zusammen, um einen Roboter zu entwickeln, der Elemente der hebräischen Sprache in den Sand schreiben wird.

Amir: Da das Werk für die Besucher_innen partizipativ und erlebnisbasiert gestaltet ist, hilft mein Wissen über die Komposition von Bühnenstücken dabei, aus einer performativen Perspektive die verschiedene Komponente des Werkes zu orchestrieren. Wie entfaltet sich z.B. die Beziehung zwischen der Bewegung der Besucher_innen und der Projektion, wie wird der Kasten mit Sand als Bühne für Licht und Klang behandelt – all das gehört zu meinen musiktheatralischen Erfahrungen. Für „Open, Closed, Open“ arbeite ich mit Opernsänger_innen zusammen. Wir schaffen Klangelemente, die in einem Tonstudio an der Hochschule für Musik Dresden aufgenommen werden. Bühnenbildner_innen der Deutschen Oper beraten uns bei der Beleuchtung.

Liat: Momentan besetze ich eine Artist-in-Residence-Stelle an dem Exzellenzcluster der Universität Konstanz, und einen Vertigo STARTS-Aufenthalt am InfoMus Lab der Casa Paganini in Genua, Italien, wo ich Methoden zur Integration von neuen Technologien in künstlerische Praxis untersuche. Diese Aufenthalte ermöglichen mir den Zugang zu Hardware- und Softwareentwickler_innen, die zur Entwicklung und Schaffung von Video- und Roboterelementen im Rahmen von „Open, Closed, Open“ beitragen.

Inwiefern gibt Eure Installation Antwort auf die Frage nach „Jüdisch-Sein heute“?

Liat: Heute gibt es eine immer größer werdende internationale Community in künstlerischen, wissenschaftlichen und urbanen Zentren wie Berlin oder Tel Aviv. Diese schafft und reflektiert Kultur und gestaltet diese wiederum ständig um. Dies entspricht der dynamischen Transformation unserer Gesellschaft durch Technologie und Medien, von der freiwilligen oder erzwungenen Migration ganz zu schweigen, die zu einer Vermischung von Kulturen führt. Diese gemischte, fragmentierte und oft widersprüchliche Gesellschaft haben wir lange als „Home Base“ betrachtet. Auch weil sie sich für uns, aus Israel stammend, vertraut anfühlte. Dieses fragmentierte, dekontextualisierte Erlebnis ist der Raum, den wir in „Open, Closed, Open“ untersuchen.

Eine Hauptinspiration für die Schöpfung des Werkes und Namensgeber, ist Yehuda Amichais Gedicht „Open Closed Open“, das mich seit meinem Umzug nach Deutschland begleitet. Mit unserer Arbeit, mit Raum, Sand, Klang, und Licht, nehmen wir auf Amichais Poesie Bezug. Auch der Einsatz von hebräischer Poesie (das Symbol des biblischen AlphaBet) in einem säkularen Werk ist ein gutes Beispiel für den Weg, den wir zu unterstreichen versuchen.

Yair: In „Open, Closed, Open“ betrachten wir das Jüdisch-Sein nicht als Hauptgegenstand, sondern als einen Aspekt des Kunstwerks. Es zeigt sich in der Materialität und im Erlebnis der Gruppendynamik, die am Ausstellungsort entsteht. Die Besucher_innen erarbeiten selbst die Antwort auf die Frage, indem sie sich im Werk befinden und in ihm und miteinander interagieren. Das Kunstwerk versucht nicht, eine Antwort zu finden, sondern schafft den Freiraum, darüber nachzudenken. Und überhaupt: Sollte man als „guter“ Jude eine Frage nicht mit einer Frage beantworten?

Amir: Für uns symbolisieren zwei Hauptthemen die Wahrnehmung von jüdischer Identität. Das erste ist Bewegung. Bewegung beeinflusst jüdische Identität aus physikalischer, historischer, spirituell-psychologischer und linguistischer Perspektive. Bewegung, Migration und Einwanderung sind ein großes Thema im jüdischen Erbe. Vom Exodus bis ins moderne Leben in der Diaspora – jüdische Menschen waren immer unterwegs. Auf der spirituellen Ebene erfahren wir mittels der jüdischen Mystik – Kabbala – von der Dehnbarkeit des Geistes und der Idee, dass kreativer Reichtum und Erkenntnisprozesse agil sind. Sie entwickeln sich durch die Bewegung der Gedanken ständig weiter. Im Hebräischen wird jeder Klang durch „Tnuot“ bestimmt, Vokale, die die Bewegung der hebräischen Aussprache betonen. Das zweite wichtige Thema ist die Erkenntnis, dass jüdische Identität sich ständig verändert. In unserer Installation für das Jüdische Museum Berlin schaffen wir eine Umgebung, die Selbstreflexion fordert. In unserem Kunstwerk beeinflusst die Handlung jeden Besuchers das Gesamtergebnis und formt das Kunstwerk.